Oper Burg Gars: Premiere für „Aida“ in prachtvollster Kulisse

Das Opernhaus des Waldviertels hoch über dem Kamp

by Angelika Mandler-Saul

Wenn eine Babenberger-Burg auch als ägyptischer Tempel herhalten kann, der Sonnenuntergang spektakulär zur Handlung passt und in der Dämmerung die Schwalben den Triumphmarsch von „Aida“ begleiten, dann sind wir in der Oper Burg Gars im Kamptal auf Sommertheater-Tour.

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Oper Burg Gars im Sonnenuntergang

Eine Babenberger Burg als Opern-Kulisse

Einer der vielen Vorteile des Sommertheaters ist ja, dass man sich getrost in eine Oper setzen kann, ohne während des Jahres als ausgewiesene Musik-Expertin gelten zu müssen. Anders also als etwa in der Wiener Staatsoper, wo es vor selbst ernannten Musikexpert:innen nur so wimmelt, kann sogar ich (als erklärte Theater-Liebhaberin) mir einmal eine Opernaufführung gönnen – einfach nur wegen der ungewöhnlichen Freiluft-Location, weil Sommer ist und weil es für mich keinen Grund gibt, es nicht zu tun. Kultur geht halt immer.

Die Ruinen der über 1000 Jahre alten Babenberger Burganlage in Gars am Kamp bietet sich für einen solch sommerlichen Musikgenuss hervorragend an. Ein Tag oder gleich ein Weekend in der Sommerfrische im Kamptal, abends „rauf auf die Burg“, da kann nichts schief gehen.

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Sommertheater: Schmausen in der Babenberger Burg und dann in die Oper

Die Oper Burg Gars nennt sich das „Opernhaus des Waldviertels“. Seit 1990 gibt man hier Opern, seit 2013 ist Johannes Wildner Intendant, ihm wird Clemens Unterreiner nachfolgen. Bei den Kollegen der Oper Klosterneuburg gibt man seit 20 Jahren Oper im barocken Stiftsambiente stadtnah zu Wien, hier im Waldviertel wird seit über 30 Jahren auf der Burg Gars Musik gemacht. Von der Terrasse aus eröffnet sich ein traumhafter Blick hinunter nach Gars, zum Kamp und zur Kirche sowie auf den Innenhof der Burg mit den Food-Trucks (derer man ein oder zwei mehr „vertragen“ hätte).

Premiere 2023: „AIDA“ in der Oper Burg Gars

Die Aufführung in Gars am Kamp

Hier in Gars am Kamp benötigt man keine kolossalen Bühnenbauten, denn die Burganlage der Babenberger ist für eine AIDA Aufführung wahrlich fast Kulisse genug. Naturbelassen, authent und genau das Richtige für ein Sommertheater, bzw. eine sommerliche Oper. Aber tonnenweise Sand wurden hier rauf zur Burg gekarrt, die Ruine steht für einen ägyptischen Tempel und soll ja quasi in der Wüste stehen. In den Fenstern der Burg werden Feuerschalen platziert, was unglaublich atmosphärisch dazu-wirkt. Die 1250 Zuschauer:innen sitzen übrigens mit Blick auf die Bühne gegenüber des ehemaligen Wirtschaftstrakts der Burg. Der Sand ist zwar eine nette Idee, ist aber einer grazilen Fortbewegung der Königstochter und ihrer Sklavin auf der Bühne leider etwas abträglich.

Die berühmten „Aida Trompeten“ werden hier wunderbar in Szene gesetzt: Ob mit Lichtspot beleuchtet von Turm herunter trompetend zum Triumphzug oder aber vor Beginn der Aufführung und in der Pause, wenn es heißt: „Bitte die Plätze einnehmen“.

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Orchester
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Die blaue Stunde bei der Oper Burg Gars

Es lohnt sich durchaus, als Zuseherin schon früher hier oben zu sein: Der Parkplätze unten in Gars rund um den Bahnhof sind noch reichlich vorhanden und der Shuttle-Bus fährt fast sofort los, um uns zur Oper zu bringen: Hervorragend gelöst, sodass wir uns den steilen Fußweg zur Burg an diesem extrem heißen Premierenabend gerne ersparen. Ein Drittel der Besucher:innen reist übrigens aus Wien an, auch an diesem tropenheißen Premierentag. So passt nicht nur die Kulisse der Burg, sondern auch das extrem heiße Wetter hervorragend zu Aida nach Ägypten. Heißer kann´s dort auch nicht sein. Ein internationales, junges Orchester mischt sich vor Beginn der Oper unter uns im Burghof Schmausende und findet sich um 19 Uhr dann zum Einstimmen ein.

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Johannes Wildner

Der grundsympathische Dirigent und Noch-Intendant Johannes Wildner hält eine launige Eröffnungs- und zugleich Abschiedsrede und rühmt auch uns Kunstfreund:innen als fleißige Steuerzahler:innen für unser Hiersein. Das kommt halt (gut) an, auch bei mir. Minuten zuvor hat er noch mit Königstochter, Sklavin und Feldherr (dargestellt im Rückblick als sie noch Kinder waren) im ägyptischen Bühnensand gespielt.

Etwas mehr als drei Stunden inkl. Pause dauert die Aufführung: Der Chor und auch die Protagonist:innen singen teils auch auf der Zuschauertribüne, was sehr goutiert wird – wofür hat man denn eine sommerliche Freiluftbühne und damit die Künstler:innen zum Anfassen nah. Beim Triumphmarsch werden Leuchtfackeln geschwungen, die großen Chorszene gelingt sehr beeindruckend vor dieser Kulisse und verleitet fast alle zu einem Handy-Erinnerungsfoto, Opernprofi hin oder her.

Die Pause verbringt man mit dem einen oder anderen privaten Foto-Shooting auf der Aussichtsterrasse und in den versteckten Ecken des Burggeländes, oder man stellt sich an für Spritzer, Schweinsbratensemmel und Curry. Wer klug ist (oder eine geeichte Theatergeherin aus Wien) hat vor der Vorstellung schon sein Pausentischchen vorreserviert und kann so direkt und ohne Umweg zum wartenden, gekühlten (!) Flascherl Sekt vorstoßen.

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Pressefoto: Andreas Anker

Phlipp Harnoncourt inszeniert, Li Keng singt die Titelrolle der Aida und wird frenetisch beklatscht, ebenso die georgische Mezzosopranistin Nana Dzidziguri als ihre Gegenspielerin.

Die weiblichen Parts haben mich überhaupt sehr beeindruckt und überzeugt, ebenso das Orchester, das uns teils von zwei Seiten bespielt und so das Musikerlebnis in der Babenberger-Burg noch einmal toppen kann.

Ein Opernabend, der mir durch das unprätentiöse Natur-Ambiente beim Kamp und der historisch aufgeladenen Burg lange in Erinnerung bleiben wird.

Nach vielen Bravo-Rufen und noch mehr Blumen für die Damen (und Wein für die Herren) auf der Bühne machen wir uns (immer noch ordentlich aufgeheizt wegen Stimmung und nächtlicher Hitze) nach 23 Uhr auf den kurzen Fuß-Weg hinunter nach Gars und beglückwünschen uns dazu, hinauf das praktische Shuttle genommen zu haben.

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Triumph. (Pressefoto: Anker)

Verdi und seine AIDA: Das Stück

1913 sollte Giuseppe Verdis 100er festlich begangen werden. Mit „Aida“ bespielte man mit einem immensen Aufgebot von 800 Sänger:innen und zahlreichen berittenen Kompars:innen sowie einer riesigen Tempelkulisse erstmals die Arena di Verona. Damit war die berühmteste Opernlocation der Welt geboren. Die Netrebko sang die AIDA 2017 bei den Salzburger Festspielen, die Bregenzer Seebühne brachte das Werk 2010 mit einem kolossalen Bühnenbild auf den Bodensee.

Im Juni dieses Jahres 2023 feierte die Arena die Verona ihren offiziellen 100. Geburtstag, natürlich auch mit „Aida“ (In den Hauptrollen Anna Netrebko und Yusif Eyvazov), und – wie es der Bedeutung der Arena wohl ansteht – mit einer „bombastischen“ Inszenierung mit Kunstflugstaffeln, Special Effects, Nationalhymne im Chor gesungen, einem Ensemble von 400 Menschen und und Ehrengast Sophia Loren (Quelle: Derstandard.at)

Ursprünglich wollte Verdi den Auftrag, eine Oper für die Eröffnung des Suez Kanals zu komponieren, aber gar nicht annehmen. Erst eine mehr als fürstliche Entlohnung und die unverhohlene „Drohung“ der Auftraggeber, Richard Wagner würde ansonsten das Libretto vertonen, ließen ihn die Arbeit beginnen.

In Wien wurde „Aida“ am 26. 4. 1874 in der Hofoper erstaufgeführt. Das Wiener Salonblatt schreibt am 3. 5. 1874 „Die Chöre klangen schön und das Orchester brillirte durch exacte Ausführung der Verdi’schen Harmonien. Die Ausstattung ist prachtvoll, aber schon dagewesen.“ und war auch mit der Besetzung nicht zufrieden. Dennoch wurde Verdi lt. dem „Illustrirten Wiener Extrablatt“ von dem „glänzenden Erfolg seiner Aida telegraphisch unterrichtet“ und soll dem Direktor für die „vorzügliche Aufführung und Szenirung“ gedankt haban. (Quelle: anno)

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Vorhang.
„Aida“ Ensemble bei der Premiere 2023 auf der Oper Burg Gars

Sommerlicher Kamptalreigen: Rosenburg, Gars und Langenlois

Tolle, historische Kulissen im Kamptal – gepaart mit Kultur-Genüssen von Oper über Operette zum Theater: Im niederösterreichischen Kamptal ist man 2023 groß da in Sachen Sommertheater. Nach der Sommernachtskomödie auf der Rosenburg folgen die Premieren der Oper Burg Gars mit „Aida“ (Intendanz Johannes Wildner) und im strahlend neu renovierten Schloß Haindorf bei Langenlois gibt man „Das Land des Lächelns“ unter der Intendanz von Christoph Wagner-Trenkwitz.

Letzterer ist heuer auch wieder in der „Hölle am See“ mit „Grünbaum am Steg“ bei Marie-Theres Arnbom in St. Gilgen am Wolfgangsee lesend am Steg zu Gast (Meine Empfehlung für Sommertheater im Salzkammergut).

Ausblick Oper Gars am Kamp: Die Kolossalen Chorkonzerte 2023

Der zweite Höhepunkt im musikalischen Jahr auf der Oper Burg Gars ist im September 2023 geplant: Mit einem großen Chor-Schwerpunkt. Am 2. September gelangt die „österreichische Version“ der „Carmina Burana“ von Carl Orff auf die Bühne – die „Carmina Austriaca“ werden in Gars uraufgeführt und versprechen einen sensationellen Hörgenuss mit 150 Chorsänger:innen. Ein Auftragswerk des Landes Niederösterreich, mit dem man die österreichischen mittelalterlichen Minnesänge erlebbar machen will. Wo, wenn nicht auf der Babenberger Burg Gars?

TIPP: Chorkonzert 'Carmina Burana' und 'Carmina Austriaca'
  • Das kolossale Chorkonzert auf der Burg Gars: 2. September 2023
  • Der Waldviertler Chortag
Burg gars am kamp totale von oben
Pressefoto: Adrian Pfeffer

Tipps für ein paar Tage rund um Gars im Kamptal

Wer ein wenig Zeit mitbringt, bevor es zum Operngenuss geht, kann sich im Freibad in Gars am Kamp in die Fluten stürzen: Fluss oder Becken, beides ist möglich. Danach ein Eiscafé im historischen Badehaus? Untertags bietet sich eine Wanderung auf die Kamptalwarte in Zöbing an, für die Hundstage im Kamptal die eine oder andere erfrischende Wildbadestelle. Das La Pura Women´s Health Resort ist Werbepartner der Oper Burg Gars und bietet Packages mit Kulturgenuss. Wohnen am Badeteich kann man in den neuen Kittenberger Chalets in Schiltern (Empfehlung) oder auch im einladenden, historischen Kaiser´s Hof in Strass im Strassertale.

Für uns Camper:innen unter den Kulturfreund:innen: Direkt in Gars am Kamp gibt es Stellplätze, ebenso beim Heurigen Blaim in Langenlois und beim Schloss Haindorf.

HINWEIS: Für die Premiere von „Aida“ wurden mir zwei Pressekarten zur Verfügung gestellt.

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