Im Haus der Wildnis direkt in Lunz am See gibt es seit Mai 2021 ein modernes, neues Infozentrum zu einem echten Wildnisgebiet in Österreich: Dem Weltnaturerbe Dürrenstein. In der neuen Begegnungszone kommt man dem letzten Urwald des Alpenbogens ganz nahe.

Inhaltsverzeichnis
Das Haus der Wildnis in Lunz am See
Man kennt den Lunzer See, die Drei Seen Wanderung und den Maiszinken – wenn man hierher in die alte Sommerfrische Region Lunz am See kommt. Und wir Camper kennen natürlich auch noch den entzückenden kleinen Campingplatz direkt an der Ois. Aber eine echte Wildnis? Ein UNESCO Weltnaturerbe – das gibt´s hier auch? Jawohl, dem Wildnisgebiet Dürrenstein wurde 2017 das begehrte Naturerbeprädikat verliehen – gemeinsam mit dem Nationalpark Kalkalpen übrigens. Jüngst wurde es noch um das steirische Lassingtal erweitert – „ein wichtiger Erfolg in Sachen Naturschutz“, sagt der WWF. Gemeinsam mit den Sulzbachtälern im Nationalpark Hohe Tauern im Salzburger Land gibt es in Österreich damit zwei echte und geschützte WILDNIS-gebiete.

Ein Wildnisgebiet, das ist international gesehen als noch schützenswerter eingestuft als etwa ein Nationalpark. Wieder was dazu gelernt, als ich beim Pre-Opening direkt am Kirchenplatz in Lunz im Haus der Wildnis dabei bin. Denn das Haus der Wildnis ist der Angel- und Knotenpunkt für Infos über dieses Wildnisgebiet, das nur wenige Besucher im Jahr „verträgt“ und vor menschlichen Einflüssen jeglicher Art bestmöglich geschützt werden soll. Und diese Expeditionen und Besuche sind bereits gut gebucht. Deswegen gibt es nun das Haus der Wildnis: Hier erfährt man von der Einzigartigkeit eines solchen Wildnisgebiets mitten in Europa, während der Naturraum selbst geschont wird.
UPDATE 2022
Bei meinem Besuch zur Eröffnung im Mai 2021 war es nigelnagelneu – mittlerweilen feiert das Haus der Wildnis seinen 1. Geburtstag. Aus diesem Anlass gibt es nun einen neuen virtuellen Wildnis-Lehrpfad: Mit einer VR Brille kann man durch den Urwald wandern, ohne Spuren zu hinterlassen.

Im Haus der Wildnis jedoch darf man alles angreifen, ausprobieren und sich in dreidimensionale Naturraum-Welten begeben, ohne direkt im Wald zu stehen – mittels Virtual Reality. Es soll ein Treffpunkt und Info-Zentrum für Ausflüge in diese Region des alpinen Mostviertels sein und aufzeigen, wie wichtig eine intakte Wildnis für uns und unseren Lebensraum ist. Auch von außen ist das Haus sehenswert – es ist übereinandergeworfenen Baumstämmen nachempfunden und macht sich super neben der Lunzer Pfarrkirche und neben dem Genussplatzl zum regional Einkaufen.

Die Ausstellung im Haus der Wildnis
Der Urwald. Den gibt es hier quasi vor der Haustür und das Haus der Wildnis präsentiert auf moderne und virtuelle Art diesen Lebensraum Wildnis. Nachdem man sich im Foyer erstmal ganz ruhig hingestellt hat, um Füchslein, Eule und den Hirschen auf der großen Vidi-Wall zu Gesicht zu bekommen (die schleichen nämlich nur dann vorbei, wenn man sich ruhig verhält…), kann man im Untergeschoß durch die zwei großen Räume der Ausstellung wandern.


Und dabei alles ausprobieren, was einem unterkommt: Als Habichtskauz mit Virtual Reality Brille über den Buchenwald fliegen (könnte etwas schärfer sein, der Ausblick – schließlich hat der Habichtskauz ja nicht soviele Dioptrien wie ich) oder einen Baumstamm in 3 D erkunden. Ich fand es spannend, wie sich der Lunzer See in den letzten Jahren aufgrund der Klimaerwärmung verändert hat: In zwei gleich großen Wasserbecken kann man das gut verfolgen und vergleichen. Oder man setzt sich in ein kleines Karbäuschen und lauscht, schaut und schnuppert – in die Wildnis.



Ein 3D Kino, Stationen für Kids und eine große Darstellung der Naturerbe Region (grenzübergreifend NÖ und Steiermark) sind weitere Highlights. Letztere kann man mit Bildschirmen, die an großen Gelenken angebracht sind, gleich nochmal dreidimensional virtuell erkunden: Wo genau gab es noch Bären, Wölfe und Wisente in dieser Wildnis und vor allem – bis wann? Cool zum Ausprobieren, traurig – wenn man dran denkt, was alles ausgerottet wurde – trotz UNESCO Naturerbe, Artenschutz und Nationalparks in Österreich….

Das Haus der Wildnis bietet sich auch als Treffpunkt für eine Wanderung in der Region (Tipp: Drei Seen Tour) an, oder vor dem Besuch des Schwimmbads am Lunzer See. Einkehren kann man auch (mit schöner Outdoor Terrasse), die Betreiber der Schlosstaverne Lunz und des Almgasthofs am Hochkar zeichnen hier für´s Catering verantwortlich. Führungen durch das Haus der Wildnis sollte man mindestens zwei Wochen im voraus reservieren.

Führungen in der Wildnis Dürrenstein
Unbedingt am Info Schalter im Haus der Wildnis nach der Broschüre zum Besucherprogramm in der Wildnis Dürrenstein fragen: Darin findet man alle buchbaren Packages oder Anregungen für Aktivitäten: Der Besuch der Tausendjährigen Eibe, eine Weekend-Exkursion, eine Tour durchs wilde Büllenbachtal, Fotowalks, geologischer Touren, geführte Wanderungen am Eulen-Erlebnisweg oder Bergtouren und Hochmoor-Touren.
HIER kann man sich die ganze Broschüre auch online anschauen!


Den Urwald und seine Umgebung erkunden – online und offline
- Virtueller Lehrpfad zum Erkunden der Wildnis
- Online Rundgang im Haus der Wildnis
- Eulen-Erlebnisweg mit dem Tablet im Steinbachtal, weiters: Wildnisweg
- Moorweg am Hochmoor Leckermoos
- Tremmelsteig
- Frei gegebene Wanderwege in der Wildnis
- Wildnis erleben
- Besucherprogramm der Ybbstaler Alpen

Das einzige Wildnisgebiet in Österreich: Naturerbe Dürrenstein und die Buchenwälder
88 Prozent des Wildnisgebiets Dürrenstein sind noch Naturzone – ohne menschliche Eingriffe. Damit ist es der größte noch vorhandene URWALD der Alpen und seit der letzten Eiszeit fast unberührt. Und so soll es auch bleiben, drum darf man nur zum Forschen rein oder mit einer geführten Expedition – ganz am Rand des Rayons. Hier hat noch die Natur die Oberhand, was auch bedeutet, dass die Entwicklung der Fauna und Flora dort nicht von uns Menschen, sondern von der Natur und ihren Kreisläufen bestimmt wird. Die Buchenwälder sind deswegen so schützenswert, weil sie zahllosen Lebewesen Raum gaben – sie sind aber quer durch Europa in den letzten Jahrhunderten rigide abgeholzt worden: Auf diese Art hat etwa der besagte Habichtskauz seine Heimat verloren. Dafür existiert hier in der Wildnis eine andere Besonderheit, den „duftenden Feuerschwamm“, einen Pilz, den es auf der ganzen Welt nur noch an 10 anderen Orten gibt. Der Ranger Reinhard Pekny schwärmt von diesem ganz besonderen Vorkommen: Der Feuerschwamm kann nur auf umgefallenen Tannen existieren, die schon seit 200 Jahren vermodert sind – also in unberührten Gebieten wie hier im Naturpark.

Das Schutzgebiet erstreckt sich mittlerweilen über zwei Bundesländer – Niederösterreich und die Steiermark – und zu verdanken haben wir es (eigentlich) auch jenen Stiften, die einst um dieses Land „stritten“: 337 Jahre lang konnten sich Stift Admont in der Steiermark und die nahe Kartause Gaming nicht einigen, wem der riesige Rothwald nun zustünde. Danach war – wie auch etwa hinten im Naßwaldtal bei Schwarzau im Gebirge – das Holztriften ein riesiges Thema in dieser Gegend. Aber durch die zahlreichen Hochwasser konnte man nicht soviel Holz fördern (und Natur zerstören) wie gewünscht – der Bedarf der Kaiserstadt Wien an Holz war nun eben mal riesengroß. Albert Rothschild schließlich ersteigerte den Rothwald und erkannte als hochgebildeter Mann dessen unschätzbaren Urwaldcharakter. Fortan war der Wald unter seinem „persönlichen Schutz“ und ihm verdanken wir heute noch diese echte Wildnis mitten in Österreich.

TIPP: Ein Badetag am Lunzer See
Ausflugstipps im alpinen Mostviertel
- Die drei Seen Tour
- Auf den Maiszinken
- Durch das Mendlingtal
- Durchs Ybbstal zum Ötscherland Camping
- Camping Tipp: Aktiv Camp Purgstall
- Die Erlaufschlucht

Quellen:
- www.museumnoe.at
- noen.at
- kurier.at
- wwf.at
3 comments
War schon selber dort. Sehr interessant und empfehlenswert. Toller Bericht, Hut ab :)
Da mag ich auch mal hin und anschauen.
Das sieht aber sehr schön aus;)