Das Schloss Marchegg will die Landesausstellung von 2022 nutzen und macht Marchegg zur Hochzeitslocation. Die hiesige größte Storchen Kolonie Österreichs hier passt dabei ja inhaltlich vorzüglich ins Konzept, oder?

Inhaltsverzeichnis
Neu ab Frühling 2023: Heiraten im Schloss Marchegg und Dauerausstellung
Weil man das schön renovierte Schloss auch nach der Landesausstellung von 2022 nützen will, kann und soll, stellt sich das Schloss ab dem März 2023 ganz neu auf: „Heiraten, Feiern, Tagen“ wird man hier ab sofort können. Und auch Eigenveranstaltungen sind geplant: Austro Pop, Freiluft-Oper und ein Ostermarkt. So wird nicht nur das Schloss, sondern auch das Marchfeld in Niederösterreich als Ausflugsregion viel interessanter! Denn bisher kannte man in Österreich das Schloss Marchegg vielleicht nur aus der TV-Iglo-Werbung, oder?
Weil aber nicht jeder heiraten kann oder will: Nach der Landesausstellung wird es eine neue Dauerausstellung im Inneren des Barockschlosses geben, weiters Outdoor Programme zur Naturvermittlung für den einen oder anderen Ausflug in die Marchauen rundum. „750 Jahre bewegte Schlossgeschichte“ wird es im revitalisierten Schloss Marchegg dann heißen.
Das Schloss Marchegg im Marchfeld
Gleich vorweg das für mich Wichtigste: Ich habe noch nie soviele Weißstorchpaare auf einem Haufen gesehen. Klar, auch am Neusiedler See kriegt man im Frühling viele Störche zu Gesicht (10 Frühlings-Ausflugstipp für den Neusiedler See!) – aber hier in den Marchauen beim Schloss Marchegg ging es so richtig rund. Auch der allererste Storch, der Anfang März von seinem Winteraufenthalt aus Afrika heuer in Österreich eintrudelte, hat sich in Marchegg niedergelassen. Allein am Schlossdach gab es bei unserem Besuch im Frühling mindestens sechs voll belegte Nester, in denen bereits die Familienplanung für diese Saison begonnen hatte.


Das Schloss Marchegg (blitzeblank renoviert zur NÖ Landesausstellung 2022) steht seit über 750 Jahren hier an dieser Stelle (eh klar) und hat so einiges erlebt. Hier im Marchfeld, wo kriegstechnisch die ärgsten Schlachten zwischen den Österreichern und Napoleon stattgefunden haben, die größte Ritterschlacht in der Geschichte und wo die erste dampfbetriebene Eisenbahn Österreichs (von Floridsdorf über Deutsch-Wagram bis nach Krakau) fuhr – liegen viele Schlösser, die Marchfeldschlösser. Und jedes einzelne hat seine ganz besondere Geschichte: Ob es Schloss Hof ist mit den Prunkräumen von Prinz Eugen und Maria Theresia nebst Sohn, das Schloss Eckartsau (in dem die letzte Kaiserfamilie noch wohnte, bevor es ins Exil ging) oder aber Schloss Orth mit den Nationalparkzentrum, in dem Kronprinz Rudolf einst forschte, auf die Jagd (u.a. nach Seeadlern) ging und die Schrammeln aufspielen ließ, weiters die Schlösser Niederweiden und Jedenspeigen.

Gegründet wurde Marchegg als Befestigungsanlage mit Schloss von König Premysl Ottokar II. im 13. Jahrhundert. Graf Salm bekam Marchegg als Dankeschön für seine Dienste um die Verteidigung Wiens gegen die Türken, danach ging das Schloss an die Familie Pálffy, deren Familiengrab heute noch im Schlosspark besichtigt werden.


Tipps für Marchegg
- Mit einer App kann man sich auf einen geführten Ortsspaziergang durch Marchegg begeben: LINK zur Ortsspaziergänge-App und Infos
- Im Schlosspark startet ein Schmetterling Erlebnisweg
- Am Radweg entlang gehts dann auch per pedes schnell mal rüber zur Brücke rüber in die Slowakei
- Die NÖ Card gilt auch im Schloss Marchegg
- Ab Frühling 2023 wird Marchegg neu bespielt: Als Event-Location und als Hochzeits-Location: Heiraten in Marchegg bei den Störchen, genial.
- Auch für private Events, Feiern und Partys kann man das Schloss Marchegg ab 2023 buchen




Die Storchenkolonie von Marchegg
Das war ein aufgeregtes Flattern, Klappern, Schnäbeln, Landen und Starten! Wir wussten gar nicht, wo wir zuerst hinsehen sollten. Hinter dem Schloss Marchegg starten die Wanderwege durch die March-Auen und auf den hinteren Terrasse scheint man sich mitten in der hochfrequentierten Storchen-Einflugschneise zu befinden. 50 Brutpaare sind alljährlich hier im Marchfeld daheim und sie scheinen sich unglaublich wohl zu fühlen. Die Marchegger Störche sind „Ostzieher“, d.h. sie fliegen von Ost- und Südafrika über Ägypten nach Österreich ins Marchfeld. Lt. Info auf der Website des WWF können sie in 1km Höhe fliegen und dort die Thermik so gut nutzen, dass sie ohne extrem viel Kraftaufwand von Aufwind zu Aufwind segeln. Sie fliegen etwa 50km/h schnell und legen pro Tag 150-200 km zurück. (Quelle: WWF)




Von der Aussichtsplattform am Start der Wanderpfade aus bekamen wir auf einen Blick gleich 6 Paare zu Gesicht, auf einem Baum siedelten gleich drei Familien quasi. Schon am Parkplatz zum Schloss Marchegg wurden wir eifrig überflogen, Nestbau und -renovierung war offenbau angesagt. Letztes Jahr gabe es 86 (!) Jungstörche in Marchegg – dazu zählte man 34 belegte Horste. Kein Wunder, dass es hier so abgeht, denn:

Die Störche sind nicht die einzigen, denen es hier im Marchfeld außerordentlich zusagt: Im Schloss Marchegg wohnen noch dazu 250 Fledermäuse, im Park lebt eine Herde Konik-Pferde (sieht man von der hinteren Terrasse aus manchmal) und im WWF Auenreservat leben Biber, Eisvogel und Rotbuchunken – mehr dazu erfährt man auf den schön ausgeschilderten und angelegten Wanderpfaden durch das Reservat.
Wer sich ganz besonders für die Unken, die wilden Pferde, die Fledermäuse oder andere Geheimnisse der Marchauen interessiert, kann eine Spezialführung/Exkursion mitmachen. Oder Ihr habt Glück und es findet gerade eine „Im Reich der Störche“ Vermittlung statt – jeweils um 15 Uhr am Nachmittag.

Die NÖ Landesausstellung 2022 – Mensch, Kultur, Natur


Im Schloss Marchegg fand 2022 die NÖ Landesausstellung statt: Thema „Marchfeld-Geheimnisse. Mensch. Kultur. Natur“. Wir haben in die Ausstellung reingeschaut und danach die vielen Storchenpaare in den Marchauen besucht.
Die Landesausstellung im barocken Schloss Marchegg beschäftigt sich mit der Geschichte und Entwicklung der Naturregion des Marchfelds von den Eiszeiten bis in unsere heutige Realität mit Hochwasser, Naturschutzregionen und Gemüseanbau, dem Nationalpark Donauauen und dem Erhalt und der Renaturierung von Flusslandschaften.
Für Natur- und Tierfreunde, die sich für das Weinviertel und die (noch ziemlich unentdeckte Region des Marchfelds) interessieren – so wie ich, ergibt sich ein interessanter Rundgang durch die Ausstellung – hier gehts zur offiziellen Website.
Wer länger Zeit hat als wir – dem sei eine der Führungen empfohlen. Im Shop des Storchenhauses gibt´s außerdem viele schnuckelige und auch wohlschmeckende Mitbringsel aus dem Marchfeld und dem Weinviertel und v.a. gute Lektüre.


Was ich besonders spannend fand in der Ausstellung – gibt´s hier kurz zusammengefasst – quasi zum Gusto Machen und Staunen:
Marchfeld Facts rund um das Schloss Marchegg
- Vor 140 Mio Jahren befand sich hier eine tropische Lagune, Erdöl und Erdgas wurden gebildet
- Vor 500 Mio Jahren lang das Weinviertel am geografischen Südpol der damaligen Erde
- vor 100.000 Menschen gab es hier nur Steppe
- vor 10 Mio Jahren wurde die Ur-Donau herausgebildet
- bis ins Frühmittelalter lebte hier das Wisent (sie liebten Sandbäder :-)
- im 19. Jhdt. war das Wildschwein bei uns ausgerottet
- die Bernstein Straße (Bernstein als „Gold des Nordens“) von der Ostsee an die Adria – führt entlang der March
- Die Römer hatten hier in Stillfried einen wichtigen Stützpunkt (der Ort an der Grenze zur Slowakei besteht seit der Urzeit!)
- 1058 wurde das Marchfeld erstmal urkundlich erwähnt
- im Mittelalter war Marchegg von einer 3km langen Stadtmauer umgeben – zwei Tore sind noch erhalten!
- im 14. Jhdt gabe es eine Reihe von Naturkatastrophen: Sturmfluten, Starkregen, Heuschreckenplage, Pest, es folgte eine starte Verödung der Gegend hier
- 1278: Die größte Ritterschlacht der Geschichte hat als Schauplatz das Marchfeld – bei Dürnkrut und Jedenspeigen
- Napoleon im Marchfeld: Bei Aspern/Essling verlor er gegen die Österreicher, bei der Schlacht von Deutsch Wagram siegten die Franzosen
- Die erste Dampfeisenbahn der Monarchie (Bau 1837) – die Kaiser Ferdinand Nordbahn – fuhr im Endausbau von hier nach Krakau (1856): Deutsch Wagram ist deswegen einer der ältesten Bahnhöfe Österreichs
- die Zuckerfabriken, die man heute bei der Fahrt zu den Marchfeldschlössern immer noch sieht – die gibt es seit Ende des 19. Jahrhunderts.
- Die Donaumonarchie zählte zu den größten Erdölproduzenten der Welt – dank des Marchfelds
- Die „Überschwemmungs-Gelse“ als „Vampir“: Seht selbst in der Ausstellung :-) aber nicht erschrecken!
- HEUTE steht Naturschutz ganz oben in der Priorität des Marchfelds: Urzeitkrebse, Wacholderheiden, Marchauen, der Nationalpark und viele andere Tiere (Bienenfresser, Wiedehopf, Seeadler) und Gebiete gelten als erhaltenswert.






Wandern durch die March-Auen: Das WWF Auenreservat Marchegg
Während in der Ausstellung im Schloss Marchegg Hundeverbot gilt, dürfen bei den ausgeschilderten Auen-Pfaden im WWF Reservat Hunde an der Leine mit von der Partie sein. Wir haben uns also mal wieder getrennt: Eine darf in die Ausstellung, der andere hat Hundedienst.


Hier kann man sich den Info-Folder zu den Entdeckungspfaden runterladen.
- Biber-Weg: 7 km
- Unken-Weg: 4 km
- Storchen-Weg: 2 km
Unterwegs gibt es einen Rastplatz, den Aussichtspunkt zur Storchenkolonie, eine Biber-Hütte und einen Beobachtungspunkt. Die Augen sollte man auf jeden Fall auch in die Lüfte richten: Hier schweben Seeadler, Milane und Graureiher über unsere Köpfe, die Weißstörche sind jetzt im Frühling sowieso allgegenwärtig. Auch den einen oder anderen Schwarzstorch soll es in der Au geben – den würde ich zu gerne einmal sehen! Biber, Wasservögel, Rehe, Hirsche und Wildschweine wohnen natürlich ebenfalls hier. Und was es mit den wilden Konik-Pferden, einer robusten urtümlichen polnischen Pferderasse, auf sich hat, die wir von weitem gesehen haben, kann man hier nachlesen.


HINWEIS: Wir haben Schloss Marchegg und die Marchauen im Frühling 2022 besucht. Der Artikel wurde im Frühling 2023 aktualisiert.
1 comment
Storch action vor der Haustür quasi. Wir schauen heuer sicher nochmal vorbei.