Der Traisental-Radweg ist heuer leider auf der Strecke geblieben – hundeverwaltungstechnisch war „nur“ der Inntal-Radweg drin, und der hatte es – wettertechnisch – ohnehin in sich gehabt. Doch die neue Mariazellerbahn, die klingende „Himmelstreppe“, war mehr als überfällig. Deswegen meine Testfahrt vom Weinviertel nach Mariazell und retour.
Der Himmelstreppe Test:
Von Wolkersdorf im Weinviertel nach Mariazell und retour an einem Tag, aber „sanft“, so meine mir selbst auferlegte Aufgabe. Also öffentlich. Mit Bus und Zug.
Morgens um 7 ist auch in Wolkersdorf im Weinviertel noch die Welt in Ordnung. Gemeinsam mit den PendlerInnen döse ich im Wiesel-Bus unserer Landeshauptstadt entgegen, die Fahrt ist ruhig, warm und angenehm – allein der Preis für die Einzelfahrt ist erschreckend. Über 16 Euro zahle ich für ein Einzelticket, da überlege ich das Retour-Wiesel zweimal.
In St.Pölten stehe ich gerade mal 1 Minute vor dem ausgehängten Plan der Mariazeller Bahn, als mich ein netter junger Mann unaufgefordert anspricht und mir den Fahrplan der Mariazeller Bahn überreicht. Na, das nenn ich mal persönliches Service. Belustigt folge ich den hervorragend ausgeschilderten Weg zum Bahnsteig der Mariazeller Bahn und da steht sie: Die Himmelstreppe.
Die Himmelstreppe
Seit Herbst 2013 gibt es auf dieser Strecke aller Ausflugsstrecken meiner Kindheit eine neue Ära der Zugfahrt: Die modernen NIederflurfahrzeuge der Himmelstreppe, bereichert um einen Panoramawagen – der leider gerade Pause hat. Aber ich bin ohnehin fast allein im Zug, unglaublich großzügig groß der Einsteigebereicht, da nimmt man gerne sein Fahrrad mit. Sofern Fahrradsaison ist. Jetzt also nicht.
Der nette junge Mann von vorhin heißt übrigens Marcel und ist mein Zugbegleiter – 12 Fahrräder passen offiziell in den Wagen, sagt er – in der Radl-Hochsaison viel zu wenig. Ich habe aber für 2 Stunden genug Platz inkl. Steckdose für meinen Laptop. Doch zum Arbeiten bin ich zu faul: Ich lasse die Gegend an mir vorüberziehen und bin mal heilfroh, in einem Zugabteil meine Ruhe zu haben. Denn eines ist klar: So überfüllt die Mariazellerbahn zur Hochsaison sein mag, so leer ist sie jetzt.
Aber wen stört das :-) bei dieser Aussicht. Die Strecke führt an den Stauseen mit Blick auf den Ötscher vorbei, direkt hinter dem Alpenhotel Gösing und ich konnte einen Blick auf die hypermodern und schön gestaltete Station Laubenbachmühle werfen. Von der Erlaufklause startet die bekannte Tour zu den Ötschergräben (als Kind mit Hund auch schon begangen), aber Aussteigen könnte man auch im Pielachtal – wo ich im Sommer mal die Flussbäder getestet habe – übrigens für heiße Sommer mehr als empfehlenswert.
Ähnlich übersichtlich ist die Lage in Mariazell: Nicht einmal die Devotionalien- und Souvenir Standln sind offen, so richtig einheimisch ohne Besucherbusse :-) habe ich Mariazell noch nie erlebt. Auch die Schanigärten der Kaffeehäuser sind quasi offline, obwohl ich mich gerne wo in die warme Sonne gesetzt hätte – mit Blick auf die unglaublich beeindruckende Basilika. Hier als Pilgerin anzukommen – wie es meine Reiseblogger KollegInnen vorigen Mai im Rahmen von #bloggerpilgern erlebt haben – wäre sicher ein eindrückliches Erlebnis.
Nur ein paar Kinder kommen mit ihren Skiern gerade vom Berg, als ich dann tue, was ich tun muss: Lebkuchen essen. Lebkuchen kaufen. Lebkuchen mitnehmen. Zwar gibts den in Mariazell immer noch allerorten, doch relativ neu ist die Pirker Erlebniswelt rund um den Lebkuchen: Die ERlebzelterei – wer da keinen Gusto kriegt ist selbst schuld. Das ist bei mir kein Thema: Ich koste, esse und spaziere – mir endlich mal Zeit lassend – durch die moderne multimediale Ausstellung.
Ganz zum Schluss gibts was zum Lachen: Familie Pirker und ihr Team nimmt sich selbst auf die Schaufel – und zeigt in einem Videoclip sämtliche Hoppalas ihrer Filmaufnahmen, die für die Erlebniswelt gemacht wurden. Witzig und sympathisch !
Die Himmelstreppe retour
Die Rückfahrt um 14 Uhr (ich bin mittlerweilen 8 Stunden unterwegs) ist genauso entspannend, allerdings ein wenig hochfrequentierter …
Wieder angekommen in St.Pölten ist es mittlerweile fast halb 5 Uhr nachmittags, öffentlich fahren kann ganz schön anstrengend sein. Mit dem Auto wäre ich bereits daheim im Weinviertel – jetzt bin ich erst in St.Pölten.
Den Wieselbus nach Wolkersdorf lasse ich bei der Heimfahrt wirklich aus – da müsste ich in St. Pölten nochmals umsteigen. Ich nehme den superschnellen aus Hamburg kommenden ICE – kaum sitze ich und habe meine Zeitung aufgeschlagen, sind wir auch schon in Wien Meidling. Hier heißt es wieder eine Viertelstunde warten – auf den Zug nach Laa/Thaya. Mittlerweile bin ich rechtschaffen erschöpft, bin in den Berufsverkehr reingekommen und es wird nach 18 Uhr, als ich in Wolkersdorf nach über 11 Stunden wieder in mein Auto steige.
Ja, für die letzte Kurzetappe heim nach Kronberg hab ich mir das Auto zugestanden – um 18:30 bin ich wieder zuhause.
Himmelstreppe FAZIT: Hinter mir liegen
- ein Tagesausflug nach Mariazell von 12:30 Stunden
- davon 8:30 Stunden Öffentliche Verkehrsmittel
- 3:00 Stunden Aufenthalt in Mariazell
- 1:00 Stunde PKW Fahrt zu und ab Bahnhof
Als Familienausflug ein Ding der Unmöglichkeit.
Aber: Im Rahmen einer Radtour im Traisen- und Pielachtal ist die Fahrt mit der Himmelstreppe Mariazellerbahn sicher – so wie zu meiner Kindheit- das Highlight. Die Strecke ist nicht zu lang und nicht zu kurz und es gibt überaus zuvorkommende und freundliche Zugbegleiter (die auch beim Rad Verladen helfen, wie mir versichert wurde. Das ist ja nicht überall so, siehe #innradweg14).
Das Innere der Himmelstreppe ist komfortabel und die freundliche Durchsage noch dazu heutig: „Bei weiteren Fragen wenden Sie sich bitte an den Schaffner – oder AN DIE SCHAFFNERIN!“. Ich komme wieder – mit Hund und Rad – hoffentlich im Panoramawagen. Vielleicht auch für die Dampflok.
HINWEIS: Ich bedanke mich bei der NÖVOG recht herzlich für die Einladung für eine Fahrt mit der neuen Himmelstreppe. Die Meinungen in diesem Artikel sind meine eigenen.
5 comments
Diese story hat mir sehr gut gefallen, wohl auch aus dem Grund weil ich letztes Jahr erstmalig mit der Maria Zeller Bahn gefahren bin ….eine wunderschöne Winterlandschaft erleben durfte……und ich das Zugpersonal sehr, sehr freundlich und aufmerksam in Erinnerung behalten habe!……Maria Zell muß man einfach mal erleben!!!
Danke Gertraud, freut mich sehr -dass auch meine „alten“ Artikel noch gut ankommen. ich liebe die Gegend dort auch – immer schon! lg aus dem WEinviertel. Angelika
Hab erst letztens das erste Mal davon gehört (obwohl ich seit über sechs Jahren in St. Pölten wohne) – aber mich haben, wie du schreibst, gleich mal die Preise so abgeschreckt, dass ich mir Mariazell wohl eher nicht durch die Himmelstreppe zu Gemüte führen werde. ;)
Schön, dass du einen Teil nachholen konntest, den du leider mit uns beim #BloggerPilgern verpassen musstest. Die Strecke mit dem Zug von Mariazell nach St. Pölten ist mir auch gut in Erinnerung geblieben, vor allem die erste Hälfte (also ab Mariazell) ist echt traumhaft!
Die Story macht Lust auf eine Fahrt mit der Himmelstreppe. Knackig und entspannt.