Einmal Herrenteich und zurück: Mit der Waldviertelbahn nach Litschau

Mit der Nostalgiebahn ganz oben im Waldviertel

by Angelika Mandler-Saul

Endlich heißt es bei uns wieder „Bitte einsteigen, Zug fährt ab!“. Wir rattern mit der nimmermüden Waldviertelbahn von Gmünd nach Litschau an den Herrenteich und wieder retour. Am bislang heißesten Tag des Jahres. Badezeugs mit im Gepäck.

Die Waldviertelbahn: Ganz oben in Niederösterreich…

Nach unserer wunderschönen Fahrt durch die frühlingshafte Wachau mit der goldenen Wachaubahn rattern wir diesmal mit der Waldviertelbahn von Gmünd nach Litschau also: Noch nördlicher ins Waldviertel hinauf. Die Waldviertelbahn der Niederösterreich Bahnen verbindet aber nicht nur die Grenzstadt Gmünd mit Litschau, sondern auch Gmünd mit Groß Gerungs – letztere Route heben wir uns aber für ein nächstes Mal auf.

bahnhof waldviertelbahn gmünd mit glaskunst
Los gehts in Gmünd im neuen Bahnhof für die Waldviertelbahn

Rote Diesellok, goldener Triebwagen oder die Dampflok? Fahrplan checken!

Welche Lok fährt denn nun wann wohin? Wir sind im Sommer unter der Woche am Mittwoch unterwegs und zwar auf der Hinfahrt mit der roten Diesellok und den grünen Nostalgie-Waggons. Wer jedoch in am Wochenende nach Litschau zum Herrenteich (wurde 2025 wieder umbenannt von Herrensee zu Herrenteich) „düst“, der kommt auch in den Genuss von Dampflok-Nostalgie. Dann nämlich verkehren hier echte Dampfloks – mit Lärm, Ruß und viel Wasserdampf. Man kommt nicht aus dem Staunen, wenn etwa in Alt-Nagelberg Wasser getankt wird oder – wie hier am Foto – in Litschau plötzlich schwarzer statt weißer Dampf aus dem Lok-Schornstein dampft, weil eben Kohlen nachgelegt wurden.

Ein echtes Erlebnis mit zahllosen Trainspottern, das wir einmal während des Schrammelklang Festivals in Litschau erleben durften! Retour hingegen führt uns diesmal der goldene Triebwagen ohne Waggons. All das erkennt man im Fahrplan – zur besseren Planung je nach Vorlieben.

1900 (!) rollte der erste Zug dieser Schmalspurbahn durchs Waldviertel. Die Strecke ist knapp 25 Kilometer lang, führt durch ruhige Ortschaften, vorbei an Wiesen, Teichen und sogar Waldviertler Wackelsteinen und man merkt: Die Blockheide ist nicht weit. Auf der Tour von etwa einer Stunde pro Strecke zeigt sich das Waldviertel wirklich von seiner entschleunigenden Seite. Fenster auf, Kamera in Warteposition, Hund unterm Tisch selig schlummern lassen und los geht’s.

Die Waldviertelbahn war ursprünglich eine sogenannte Zweigstrecke namens „Waldviertler Schmalspurbahnen“ zur großen Kaiser Franz Josefs-Bahn (KFJB), die ab 1869 Wien mit Prag verband – eine wichtige Hauptstrecke in der Monarchie, die Hauptstrecke sozusagen zwischen Böhmen und Wien: Für den Gütertransport als auch für den beginnenden Sommerfrische-Ausflugsverkehr. Davon zeugt auch ein kurzer Bericht in der Znaimer Zeitung vom 16. 9. 1902, der sowohl den Holztransport, als auch den beginnenden Tourismus auf der Waldviertelbahn und die beiden Streckenführungen thematisiert. Die Eröffnung erfolgte am 3. Juli 1900, im „Weltblatt“ habe ich einen langen, spannenden Artikel darüber gefunden (siehe weiter unten im Exkurs).

Quelle: Znaimer Zeitung, Anno Zeitschriftendatenbank der Österreichischen Nationalbibliothek

Zwei Äste, ein Erlebnis: Die Strecken der Waldviertelbahn

Die Waldviertelbahn verzweigt sich in Gmünd in zwei Richtungen – beide lohnen sich. Am Nordast geht’s gemütlich nach Litschau, dem nördlichsten Luftkurort Österreichs mit dem besagten Herrenteich. Unterwegs locken Stationen wie Alt Nagelberg, wo man in die Welt des Glases eintauchen und einkaufen kann.

Mit der Waldviertelbahn zum Baden an den Herrenteich in Litschau

Am Südast führt die deutlich längere Strecke nach Groß Gerungs: Entlang der Südstrecke der Waldviertelbahn bieten sich nette Möglichkeiten zum Wandern oder Waldbaden an. Besonders sehenswert ist die Haltestelle Langschlag: Der Ort liegt eingebettet zwischen Teichen und bietet mit dem nahen Kraftarena-Rundweg eine ungewöhnliche Wanderung zu alten Kultplätzen, „Kraftsteinen“ und mystischen Waldformationen – auch mit Hund gut machbar. Von Abschlag aus kann man in 20 Minuten beim Alpakahof Sonnseitn sein – dort haben wir schon mal eine Alpakawanderung mitgemacht, als wir auf Kur im Moorbad Bad Großpertholz waren.

Wer’s aktiv mag: Direkt am Bahnhof Groß Gerungs startet ein beschilderter Wanderweg zur Rundwanderung „Kraftarena“. Auf der Südstrecke rattert man übrigens durch zwei Tunnels, in denen es zappenduster wird! Außerdem überfährt man hier den „Waldviertler Semmering“, immerhin auf 800 Metern!

Unsere Fahrt von Gmünd nach Litschau zum Herrenteich und retour

Bahnhof der Waldviertelbahn in Gmünd

Wer heute wie wir in Gmünd in die Waldviertelbahn einsteigt, tut das in einem neuen Bahnhof. Die Waldviertelbahn hat einen eigenen Parkplatz – gratis! Das neue, helle und barrierefreie Bahnhofsgebäude wurde 2023 eröffnet und wirkt wirklich sehr einladend und freundlich. Unmittelbar davor auf der Wiese hat man den Platz genutzt, um bunte Glaskunstwerke aus Alt-Nagelberg auszustellen. Auf unserer Fahrt kommen wir direkt beim Glaspark der Firma vorbei.

Eine kleine Theke mit Infos, Snacks und Souvenirs und eine sehr interessante Ausstellung zur Geschichte der Schmalspurbahn. vretreiben uns noch die kurze Wartezeit, bis wir den Bahnsteig entlang zu „unserem“ Zug marschieren. Auch RadfahrerInnen sind wieder mit dabei, ein eigener Waggon ist für die Bikes vorgesehen und unser Zugbegleiter hilft beim Reinheben.

Unterwegs zum Herrenteich

Wir starten um 10 Uhr, die Plätze konnten wir vorreservieren, was übrigens auch unter der Woche empfohlen wird: Von außen sieht man gleich, welcher Platz vorgesehen ist und einen Jausenwaggon mit Theke und zwei Sitzecken gibt es auch, ähnlich wie bei unserer Fahrt im Reblaus-Express im Weinviertel. Unser Nostalgiezug mit der roten Diesellok aus den 1950ern und den grünen Waggons ist ziemlich voll und mit Pfeifen und Tuten geht es erst mal raus aus dem Bahnhof.

Wir passieren die ehemalige Zollstation (gerade erst auf den Tafeln im Wartebereich gesehen), die Lainsitzniederungen mit den Wasserbüffeln und erhaschen ein paar Blicke zwischen den Bäumen hindurch zum Gmünder Strandbad, das wir von einem Badebesuch mit Hund noch gut kennen. Bei jedem Bahnübergang wird gepfiffen, so gestaltet sich die knapp einstündige Fahrt bei maximal 60 km/h der Lok mehr als kurzweilig. Anders als am Reblausexpress darf ich hier auch auf den Plattformen zwischen den Waggons stehen und mir den Fahrtwind um die Nase wehen lassen, was dem Nostalgiefeeling natürlich äußerst zuträglich ist. Die kleinen Plattformen sind beliebt, es sind offenbar viele Zugliebhaber mit an Bord, die sich – so wie ich – keine Minute der Fahrt mit der Waldviertelbahn entgehen lassen wollen.

Am Bahnhof Alt-Nagelberg haben wir satte acht Minuten Aufenthalt. Das reicht, um mal kurz auszusteigen und unseren Zug auf der Strecke mal von hinten und vorne genau zu besehen. Bei dieser Station befindet sich auch die Wasserfüllstation für die Dampfloks. Bei der Rückfahrt mit dem goldenen Triebwagen erfahren wir später vom Lokführer, der da auch gleichzeitig ein wenig die Strecke erklärt, wieviel Wasser pro Fahrt aufgenommen werden muss. Unsere Fahrt geht entlang von vielen Fischteichen, Feldern und Äckern entlang durch die sanfte Landschaft.

Die Fenster sind geöffnet und trotz der großen Hitze draußen lässt sich die Fahrt wunderbar genießen. Das Waldviertel zieht an uns vorbei, wir genießen eine Frucade wie damals und mancherorts wird uns zugewunken. Viel zu schnell sind wir am schönen Bahnhof Litschau, den wir gut kennen: Vom Schrammelklang Festival am Herrensee, der jetzt – im Mai 2025 – wieder in seinen ursprünglichen Namen umbenannt wurde: Zum Herrenteich.

Gerade bei dieser Sommerhitze sind alle Fahrgäste wohl dankbar für die gepflegten, schattigen und vor allem begrünten Wartezonen an den Bahnhöfen wie hier in Litschau. Auch in der Wachau haben wir uns über solch angenehme Wartebereiche sehr gefreut.

In Litschau am Herrenteich

böhmische liwanzen essen in litschau anreise mit waldviertelbahn
Böhmische Liwanzen in Litschau beim Herrenteich

Vom Bahnhof in Litschau sind es nur einige Gehminuten bis zum Litschauer Hauptplatz und weiter an den Herrenteich mit seinem Rundwanderweg. Wir sind am Mittwoch unterwegs und haben an diesem Wochentag lt. Fahrplan der Waldviertelplan hier in Litschau von etwa 11 bis 16 Uhr Zeit, um die Gegend zu erkunden. Wir starten erstmal mit einem verdienten Mittagessen im legendären Gasthaus Kaufmann und lassen uns auch die geheime Spezialität des Hauses nicht entgehen: Auf die böhmischen Liwanzen warten wir zwar ein wenig, aber es lohnt sich: Der warme Teig zergeht auf der Zunge, dazu Heidelbeeren und Schlagobers, ein Genuss.

Danach aber zieht es uns an´s Wasser, denn die gut 35 Sommergrade verlangen ihren Tribut. Alle, die ohne Hund unterwegs sind, dürfen ins schöne Strandbad – wir anderen müssen uns einen wilden Platz am Ufer des Herrensees suchen. Das nördliche Ufer würde einige Zugänge bieten, ist aber so sonnenexponiert, dass wir uns für die schattigere Südroute entscheiden. Zumindest ich komme dann in den Genuss eines Bads im Herrensee entlang des Wanderwegs. Die Karpfen springen und wir sind fast ganz allein auf unserem Bankerl am See, pardon am Teich.

Am Litschauer Bahnof nehme ich mir noch Zeit, um die Museumswaggons und die witzige Ausstellung daneben im Heizhaus zu besuchen, dann heißt es wieder „Einsteigen“. Bei der Mittwochs-Nachmittagsfahrt von Litschau nach Gmünd kommt der goldene Diesel-Triebwagen zum Einsatz: 56 Sitzplätze und 8 Radplätze gibt es hier drin und wir fahren ohne Waggons gemütlich in 50 Minuten retour nach Gmünd.

waldviertelbahn litschau herrenteich
Retour nach Gmünd mit dem goldenen Triebwagen

Unser Lokführer und Zugbegleiter macht einige nette und interessante Durchsagen und erklärt uns launig die Loks, die Geschichte der Waldviertelbahn und beim Aufenthalt in Alt-Nagelberg verteilt er an die müden Kids im Waggon kleine Geschenke. Aber nicht nur die Kids sind erschöpft…

Wir haben genug Platz im Zug, die Fenster stehen offen, ein feines Lüftchen weht durch. Die Rückfahrt mit dem goldenen Triebwagen ist leider viel zu schnell vorbei – wir lassen die Landschaft nocheinmal ganz ohne Fotografieren „nur so“ an uns vorbeiziehen, das ist eigentlich das Schönste am Tag – mit der Waldviertelbahn…

Eine Fahrt mit der Waldviertelbahn planen

Eckdaten - Planung

Aussteigen, bitte
  • Ticekts im Webshop oder am Automaten mit Karte im Bahnhof Gmünd kaufen
  • Plätze reservieren, auch für die Fahrräder, Reservierung ist gratis
  • Kids unter 6 und Fahrräder sowie Hunde fahren gratis mit :-)
  • Je nach Wochentag und Fahrplan kann man länger am Zielort bleiben oder gleich wieder retour fahren
  • Mit der NÖ-Card kann man auf beiden Strecken je einmal gratis fahren! Hin und retour!
  • Hunde bitte stets mit Leine und Beißkorb
  • Bei der Nostalgiegarnitur ist ein Jausenwaggon dabei
  • Fahrplan zur Tagesplanung checken!
  • Themenfahrten – unbedingte Empfehlung etwa für AlpakaExpress, BärenwaldExpress zu den geretteten Bären in Arbesbach, Gulaschzug oder „oben offen“ fahren – genial!
  • Hotels und Ferienwohnungen in Gmünd finden*
  • Ferienwohnung in Litschau* finden
  • Meine Camping Tipps: Haarstuben Camping Reingers oder Landvergnügen Stellplatz beim Bio-Imker Stögerer

Exkurs zur Geschichte

Wie das Waldviertel auf Schiene kam

Als die Schmalspurbahn am 3. Juli 1900 ihren Betrieb aufnahm (die AG war schon 1898 gegründet worden nach meinen Recherchen in ANNO), war das Waldviertel noch tiefste k.u.k.-Provinz – und die neue Verbindung zwischen Gmünd, Litschau und Heidenreichstein ein echter Fortschritt. In den Berichten über die Eröffnung wurde akribisch auf jeden kleinen Ort der Umgebung eingegangen und für heutige Zeiten überraschend viele „Industrie- und Gewerbebetriebe“ im Waldviertel erwähnt, so etwa Webereien (typisch für das Waldviertel). Auf schmaler Spur wurde also das Netz ausgebaut, um Holz, Glas und Menschen durchs waldige Grenzland zu bringen. Und: Die Sommerfrischler reisten per Dampf aus Wien an, um sich in Litschau oder Heidenreichstein abzukühlen.

Die Waldviertelbahn fährt auf Schmalspur – genau genommen auf einer Spurweite von 760 Millimetern. Diese Bauart war in der k.u.k.-Zeit besonders beliebt für abgelegenere, bergige oder strukturschwächere Regionen. Durch die Schmalspur wirkt die Fahrt gemächlicher, kurvenreicher – und für uns heute eben besonders nostalgisch. Statt Geschwindigkeit zählt hier für alle der Weg: Die Trasse ist teilweise eingleisig mit Kreuzungsstellen, es gibt einige originale Stahlbrücken aus der Bauzeit und die Streckenführung wurde nur minimal verändert.

Diese historischen Stahlbrücken, die größtenteils in der Bauzeit um 1900 errichtet wurden sind bis heute in Originalbauweise erhalten. Eine kurz nach Gmünd über ein Bächlein, eine größere bei Steinbach-Großpertholz beim Moorbadteich. Leider habe ich sie auf unserer Fahrt verpasst….

Zollschranke statt Schrankenwärter: Die Grenzgeschichte bei Gmünd

Direkt am nördlichen Stadtrand von Gmünd lag zwischen beiden Weltkriegen bis etwa 1950 eine Zoll- und Grenzstation, die eng mit dem Bahnhof Gmünd-Bahnhof (heute České Velenice in Tschechien) verbunden war. Die Schmalspurbahn befuhr damals ein kurzes Stück tschechoslowakisches Gebiet – es wurden langwierig die Reisepässe kontrolliert und Waren abgefertigt. Nach dem Krieg 1950 entstand eine neue Trasse komplett in Österreich.

Heute erinnert kaum noch etwas an die frühere Zollstation – keine Wachstuben, keine Schlagbäume – nur ein Foto in der Ausstellung im Bahnhof Gmünd. Während der Fahrt beim aus dem Fenster Schauen habe ich sie aber gesehen, wie ich glaube. Man muss halt wissen, was man sucht ….

Nach dem Zweiten Weltkrieg blieb der Betrieb der Waldviertelbahn aufrecht, aber die goldenen Zeiten waren vorbei und in den 1980ern wurde die Strecke stillgelegt. Erst Anfang der 2000er kam der große Wendepunkt: Das Land Niederösterreich übernahm und die Niederösterreich Bahnen hauchten der Schmalspurstrecke neues Leben ein.

Seitdem tuckert die Bahn nicht mehr für den Alltag, sondern für unsere Erlebnisse. Eines davon: Waldviertelbahn mit Dampflok und Oldtimer fahren gemeinsam und parallel durchs Waldviertel – zu finden unter den Themenfahrten: Geniale Idee.

Video und Fotos von unserer Waldviertelbahn-Fahrt

Hier gehts zu den HIGHLIGHTS unserer Fahrt mit der Waldviertelbahn auf Instagram und ein kleines Video gibt es auch:


Quellen:

HINWEIS: Der Artikel entstand im Rahmen einer entgeltlichen Kooperation mit den Niederösterreich Bahnen. Mir wurden zwei Tickets für die Fahrtstrecken zur Verfügung gestellt.

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