Der Silva: Sommerfrische zum Trinken. Das historische Rezept vom Riegelhof.

by Angelika Mandler-Saul

Ein vergilbtes Kochbuch aus der Jahrhundertwende-Villa der Doderers in Prein an der Rax. Darin ein handgeschriebenes Rezept der böhmischen Köchin für die durstige Herrschaft – ein Getränk aus unreifen Trauben. Zeitsprung von 1903 ins Jahr 2019: Der SILVA als Sommerfrische Drink aus den Wiener Alpen. Die Story hinter dem Drink. 

Silva und Riegelhof

Sommerfrische Drink in Sommerfrische Location an der Rax

Sommerfrische Feeling zum Trinken.

(Verkostung im Rahmen einer Presse-Einladung) 

SILVA Knappenhof Rax

Das schnuckelige Werbeplakat für SILVA – gesehen im Knappenhof (Sonnenterrasse!)

 

Sommerfrische in Österreich schmeckt nicht nur nach Sonne und Bergen, Hitze und Sommerbühne, nackten Füßen im Fluss, Steirerkas, Schlauchbootfahren und Sommerspritzer, sondern für mich jetzt auch nach SILVA, einem „Verjus Drink“.

Ein Produkt, das demnächst in der Show „2 Minuten, 2 Millionen“ um Financiers wirbt,  wie ich irgendwie auf Facebook beim Scrollen mitkriege.

SILVA, das kenn ich doch längst!  Hatte ich doch schon als Frühstücksdrink beim Welcome am Riegelhof, letzten Herbst auf Sommerfrische KulTour an der Rax.  Nun ja, man trifft sich immer zweimal. Irgendwie war mir damals schon klar, das ich mit dem Riegelhof als Sommerfrische Destination für mich persönlich noch nicht fertig war…

Aber was ist und wie schmeckt SILVA?

Er ist nicht so süß wie ein Hugo und nicht so bitter wie ein Gin Tonic,

sagt DER SILVA Erfinder Johannes Ribeiro da Silva.  Aber Verjus, das ist was jetzt genau? Alkohol or not? Und warum gerade am Riegelhof in Prein an der Rax? 

Fand ich persönlich sehr ansprechend bei meinem Besuch auf Sommerfrische am Riegelhof

SILVA – Ein Drink aus Verjus. Was soll das sein? 

  • Der Drink namens „SILVA“ ist ein Getränk aus Verjus, das ist der Saft unreifer Trauben.
  • Dazu kommt ein Mix aus Wasser, Kohlensäure und Limettensirup.
  • Mit Alkohol wird der Drink haltbar gemacht (Danke!)
  • 5.7% Vol. Alkohol, vegan und histaminfrei, 100% aus Österreich :-)
  • SILVA kommt aus dem niederösterreichischen Rax-Gebiet in den Wiener Alpen, einer typischen Sommerfrische Region von einst. Und jetzt.
  • Wie trinken? Pur oder im Mix mit Prosecco oder Gin oder als klassisch „aufgspritzt“ mit Soda, wie es einem Sommerfrische Drink wohl ansteht.
  • Der Silva „wohnt“ im Riegelhof, das war einst jene Villa, in der Heimito von Doderer seine Jugend verbrachte, wo er zwischen den Kriegen urlaubte und wo er nach 1945 schließlich seinen Weltbestseller „Die Strudlhofstiege“ schrieb und auch ebendiese Location darin verewigte.
  • WEBSITE: Silva, der Verjus Drink

Silva Drink Mix

Wie ich dazu komme?

Der Begrüßungsdrink damals bei der Premiere der Sommerfrische KultTOUR im Raxgebiet in den Wiener Alpen auf dem besagten Riegelhof war ein eisgekühlter SILVA. Als geeichte Weinviertlerin kann ich selbstredend auch schon morgens ein Achterl trinken, wenn die nunja, Umstände passen. Und hier passte für mich damals alles zusammen: Literatur, Sommerfrische, Rax, meine unverhohlene Begeisterung für dies Location – und eben der SILVA. Da musste ich doch zugreifen.

Kurz nach meinem kurzen Anstieg hinauf zum legendären Riegelhof (der mich schon deshalb außer Atem geraten ließ, weil ich kurz darauf endlich vor der vielzitierten „Stangelerschen Villa“ Heimito von Doderers aus der Strudlhofstiege stand), wartete im Stadl eben dieser Drink auf mich.

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Die Villa der Doderers, ein altes Kochbuch und ein neuer Sommerfrische Drink. Foto: DER SILVA

riegelhof aus 1903 in prein

Die Villa der Familie Doderer in Prein an der Rax

Ein vergilbtes Kochbuch, eine alte Villa und eine Idee: So entsteht ein Sommerfrische Drink. 

Zugegeben, ich habe den Verjus-Drink persönlich bei denkbar schlechtem Wetter am Riegelhof verkostet, als von Sommerfrische leider gar keine Rede war. Obwohl: In Reichenau an der Rax ist ja immer irgendwie Sommerfrische, egal welches Wetter herrscht. Find ich halt. Sommer und/oder Frisch eben.

„Nimm noch ein Flascherl mit für daheim“, sagte mir der Riegelhof-Chef Dominik Wallner damals. Der Riegelhof gehört heute nämlich dem Urenkel der damaligen Doderer-Nachbarn, bis 2012 hatten noch die Nachfahren Heimito von Doderers selbst hier gewohnt. Das Flascherl für daheim hab ich damals selbstverständlich mitgenommen. Wallner hat aus dem Riegelhof vom einst, in dem Heimito von Doderer im Obergeschoß am Schreibtisch am Fenster jahrelang gearbeitet hat, heute ein wunderschönes Refugium gemacht. Früher ein Landsitz für die Familie, heute ein Retreat im Grünen, das man – wunderhübsch revitalisiert und doch mit einem verlockenden Touch Retro – mieten kann. Zum Wohnen, Feiern, Denken, Schreiben, Coworken, Chillen, Sommerfrischen.

Ein gutes halbes Jahr später stoße ich wieder auf das Flascherl: SILVA-Drink Erfinder Johannes Ribeiro da Silva pitched in der PULS4 TV Show, um Investoren zu finden.

foto silva

Die SILVA Gründer in der PULS4 Show beim pitch. Foto: Gerry Frank

Als er half, die Villa auszuräumen, war Johannes Ribeiro da Silva nämlich ein vergilbtes Kochbuch in die Hände gefallen. Die wohl böhmische Köchin der Doderers hatte darin, wie es damals Usus war, die besten Rezepte zusammengeschrieben, darunter eines für ein Saftl aus unreifen Trauben – versetzt mit Zucker und Alkohol.

Das handgeschriebene Rezept aus dem vergilbten Kochbuch
Wo Johannes das alte SILVA Rezept her hat? Gefunden auf dem Riegelhof, dem Sommerrefugium der Familie Doderer (Fertigstellung 1903), wo es die böhmische Köchin einst hinterlassen hat.

Unreife Trauben, mit Alkohol versetzt und mit Zucker gemischt – der Sommerfrische Drink einer böhmischen Köchin für ihre Herrschaft aus dem Jahre 1903?

SILVA Erfinder Johannes Ribeiro da Silva vor dem Riegelhof. Foto: DER SILVA.

 

„Ja, es war eine böhmische Köchin. Es dürfte aber eine sehr resolute Person gewesen sein. Es gibt die Geschichte, dass ursprünglich die Küche auf dem Riegelhof – wie bei Sommerfrische Villen üblich –  im Souterrain eingerichtet war. Dort wollte sie aber partout nicht werken und daher wurde die Küche nachträglich ins Erdgeschoß gebaut. Die alte Küche im Souterrain (mit Holzbackofen und Selch) gibt´s immer noch“, erzählt Johannes von seinem Fund, der ihn auf die Idee „SILVA“ für ein Sommerfrische Revival gebracht hat. Der Riegelhof ist aber auch die perfekte Location dafür.

Auch bei der Villa wurden Rebstöcke gesetzt um die eigene Verjus Produktion auszuweiten. Im Lebensmitteleinzelhandel und in der Gastronomie der Region kann man SILVA bereits erstehen – beim Endkunden muss der Drink aber erst ankommen. Aber: Ein Sommerfrische Drink wie dieser muss doch gehen, oder? Wir werden sehen, was bei der Puls4 Show rauskommt.

Denn die Sommerfrische hat ja wieder Saison, wie wir wissen: Das Revival der Sommerfrische findet gerade in ganz Österreich statt. Und hier an der Rax war sie ja eigentlich auch nie wirklich weg, dank der Festspiele Reichenau und neuerdings auch des Kultur.Sommer.Semmering oder den Events in der Villa Wartholz und hinten im Thalhof. Obwohl sie schlimme Zeiten durchgemacht hat, sehen wir nur auf die schwindenden Hotels am Semmering. Doch ich bin zuversichtlich: Viele kleine Initiativen in den bekannten Sommerfrische Destinationen Österreichs wie eben hier in den Wiener Alpen, in Gastein, im Ausseerland sowieso oder im Mostviertel setzen wieder auf das „kleine Urlaubsglück“ namens Sommerfrische. Und ich sowieso. Immer schon.

sommerfrische kultour semmering

Und was sagt Silva über SILVA und die Sommerfrische?

„Genau wie die Sommerfrische von einst heute in moderner Form wieder existiert, hat auch Silva den alten Charme der Sommerfrische neu interpretiert. Für mich bedeutet das: Entschleunigung, Natur und Kultur in Verbindung mit Architektur, Zeit für Freunde und Familie – und vielleicht ein historisches Schwimmbad“, sagt der Unternehmer. Genau meine Meinung.

Die Story hinter dem SILVA Drink und dem Riegelhof

Warum ich überhaupt über einen simplen „Drink“ schreibe? Nun ja, Riegelhof, Doderer, Köchin, altes Kochbuch, geheimes Rezept, Sommerfrische – das sind Themen ganz nach meinem Geschmack.

Damals vor über 100 Jahren, als die großbürgerlichen Familien (Frauen, Kinder und Alleinstehende auf Brautschau/Urlaub) aus Wien etwa an der Rax, am Semmering und beim Schneeberg ihren Sommer verbrachten, daheim die männlichen Erhalter sich im Kaffeehaus delektierten und offiziell arbeiteten oder den Zug nach Payerbach verpassten – zu dieser Zeit wurde der Riegelhof in Prein an der Rax erbaut.

Damals wurde man im eigenen Heim natürlich von einer Köchin bekocht, vorzugsweise von einer böhmischen, die halt schon damals „noch richtig“ kochen konnte. Gebaut wurde das Landhaus im Auftrag des Architekten Wilhelm Carl Ritter von Doderer, der brauchte dringend einen repräsentativen Sommersitz für seine große Familie, darunter klein Heimito. Da die Familie eine der reichsten der Monarchie war, nahm man sich gleich einen Stararchitekten. Nein, nicht das vielgebuchte Fellner und Helmer Team (die bauten da gerade das Theater an der Wien um), sondern Ringstraßenarchitekten Max von Ferstel.

Jahrzehnte später fand dieser Riegelhof Eingang in die Weltliteratur in „Die Strudlhofstiege“ von eben jenem Heimito, der dann aber eher der literarische Spätzünder war und ab 1938 auch nazitechnisch nicht ganz unbescholten war.

Elf Sommer hat er ab 1903 (vielleicht) hier verbracht, bevor er 1914 einrückte. 26 Jahre später ist er 1940 wieder Soldat. In der Zwischenkriegszeit war Doderer am Riegelhof nur zu Gast, nach dem Tod der Mutter überschrieb er seine Anteil der Schwester – war aber regelmäßig sommers und zu den Feiertagen vorort im Riegelhof. Nach dem zweiten Weltkrieg aus britischer Gefangenschaft heimkehrten, begann er am Attersee „Die Strudlhofstiege“,die er bald darauf am Ort seiner Kinderheit, am Riegelhof, weiterschreiben sollte.

Fenster aus der Villa der Doderers

Fensterläden im Riegelhof

Wo, wenn nicht hier im Salon?

Nun ist nicht jeder ein Doderer Connaisseur, ich auch nicht.  Meine Konsorten sind Zweig, Mann, Schnitzler, Werfel und Konsorten. Aber dennoch – in diesem Ambiente des Riegelhofs atmet man noch die Geschichte(n). Die erlebten und die erfundenen, niedergeschriebenen.

Doch, „Ein Mord, den jeder begeht“, habe ich gelesen. Den schrieb er aber 1938 und beileibe nicht am Riegelhof, sondern im deutschen Dachau.  Das konnte er natürlich nur, weil er der Reichsschrifttumskammer beigetreten war – was das bedeutet, liegt auf der Hand. Dafür finden wir im „Mord“ den wohl „besten, ersten Satz“ Doderers, wenn man Klaus Nüchtern glauben darf (was ich uneingeschränkt tue), nämlich:

„Jeder bekommt seine Kindheit über den Kopf gestülpt wie einen Eimer. Später erst zeigt sich, was darin war. Aber ein ganzes Leben lang rinnt das an uns herunter, da mag einer die Kleider oder auch Kostüme wechseln wie er will.“

Riegelhof

Damit hat er aber auch Recht, der Heimito.

Dieser beste erste Satz hat mit dem Riegelhof jetzt vordergründig wohl nichts zu tun, sehr wohl aber das folgende Zitat aus seinen Tagebüchern, darin geht´s nämlich um seinen Arbeitsplatz am Riegelhof:

Der Punkt an dem ich leiblich bin, baut sich aus seinen Bestimmungsstücken mit Plastizität auf: der gehöhte Platz am Atelierfenster über dem Tal … Die Felswand des Berges schliesst es“     (Doderer Tagebücher)

Sein Schreibtisch steht dank der geschmackvollen Revitalisierung Wallners immer noch quasi unverändert im oberen Stock – mit dem besagten Ausblick. Wer durch das Haus streift und seine „Strudlhofstiege“ intus hat (ich habe leider noch immer nicht), soll Zimmer um Zimmer, den Ausblick und das alte Badehaus und die Terrasse quasi literarisch vor Augen haben. Ich bin allein schon vom Arbeitszimmer Doderers geflashed – soviele authente Kleinigkeiten von der Vaseline bis zum ZIgarrenschneider. So eine Umgebung lässt mich aus dem Grinsen lange nicht herauskommen. Jetzt einen Zeitsprung in den ersten Sommer der Familie Doderer am Riegelhof 1903 machen – mit Köchin und Dienern, den Burschen und Mädchen, die hier arbeiten rundum… Das wär was.

Der Ausblick Doderers beim Dichten

Doderers Schreibtisch. Als wäre er eben erst grade weggegangen, um eine Runde mit dem Hund zu drehen.

Da bleiben keine Fragen offen.

 

Der Riegelhof heute – Ein Refugium der Sommerfrische in Österreich

Der Riegelhof in Prein an der Rax - Sommerfrische HEUTE.
  • Den Riegelhof kann man mieten – ganz oder halb, nur ein Zimmer oder als Coworking-Location.
  • Zum Chillen, Abschalten, zum Detoxen oder zum Kreativ Sein. Aber auch zum Heiraten und Feiern.
  • 10 Personen kommen hier unter. Zu den gepflegten Zimmern (Zirbenholzbetten) gibts ein Speisezimmer mit Kamin, wohlgefüllte Bücherregale an jeder Ecke, Plattenspieler, gemütliche Erker und Lese-Ecken, Pianino.
  • Eine Sommerfrische – Veranda wie damals – magisch! Find ich.
  • Wiesen, Apfelbäume, Gemüsegärten, Lagerfeuer, viel Luft und Wald, Outdoorduschen
  • SPECIALS: Doderer-Führung, Kräuterwandern, Energetische Treatments, Klangtherapie
  • WEB: https://www.riegelhof.com/
  • Facebook: https://www.facebook.com/riegelhof.at/
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Ein Zimmer im Riegelhof
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Superschön revitalisiert
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Kleinigkeiten
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Im Arbeitszimmer unersetzlich
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Bücher überall. So muss Sommerfrische.
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Regale. Bücher. Sommerfrische.
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Läute
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Fettes Grinsen.
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Ein kleiner Salon im Riegelhof
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Auf diesen geschichtsträchtigen Brettern...
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Die Veranda
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Salon
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Deko.
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Kleinigkeiten im Arbeitszimmer von Doderer
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Was man als Mann halt so im Kastl hat
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Doderer Utensilien...
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HINWEIS: Ich wurde von Wiener Alpen im Herbst 2018 zur Premiere der Sommerfrische KulTour eingeladen. In diesem Rahmen besuchte ich auch den Riegelhof und lernte SILVA kennen.

Recherche:

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